Papstmesse in Freiburg
25. September 2011. Ein Sonntag Morgen, kurz vor 5:00 Uhr: die Pilger sammeln sich allmählich. Aus allen Himmelsrichtungen strömen sie herbei zu Fuß, per Fahrrad oder mit dem Auto. Während die letzten Nachtschwärmer aus den umliegenden Kneipen kommen, machen sich die ersten Tagschwärmer schon wieder auf den Weg, aber auf was für einen Weg! Der Bus wird uns zur Heiligen Messe bringen, die der Heilige Vater auf dem Freiburger Flughafengelände zelebrieren wird. Die Sterne stehen noch am Himmel und die schmale Sichel des abnehmenden Mondes. Wir fahren in den erwachenden Tag hinein. Der Mond begleitet uns und Gottes Segen, um den wir bei einem gemeinsamen Morgengebet im Bus bitten. Weiße Nebelschwaden liegen über den Feldern, Wiesen und Wäldern. Ganz langsam lichtet sich im Osten der Horizont, färbt sich in dunkles Rot, über leuchtendes Orangegelb, bis auf einmal die Sonne über die Berge blinzelt. Der neue Tag ist angebrochen, und wir erreichen unseren Busparkplatz. Wir reihen uns ein in den Pilgerstrom auf dem "gelben Weg". Man hatte Wege und Eingänge farbig gekennzeichnet. Plötzliche Polizeisirenen verheißen nichts Gutes: der Pilgerstrom kommt zum Stehen. Einem pilgernden Menschen hat das Herz einen Strich durch die Rechnung gemacht; der Notarztwagen tut einen ersten Einsatz. Dann geht es weiter, durch die Sicherheitsschleuse am "Gelben Eingang" auf das Gelände. Viele sind schon da; noch mehr strömen herbei, suchen ihre Blöcke und nehmen Platz auf den bereitgestellten Holzbänken. Ein Teil unserer Pilgergruppe hat sich zum Kommunionhelferdienst gemeldet: Wir sitzen auf Stühlen im VIP-Bereich, relativ nah dran am Geschehen. Die Sicherheits-Distanz zur Altarinsel ist beeindruckend.
Gegen 9:30 Uhr taucht das Papamobil auf. Von unseren Plätzen aus können wir es zuerst nur auf der Leinwand sehen. Jubel bricht an, aber lange nicht so laut, wie ich das in Altötting oder in Wien erlebt habe; die Mentalität der Menschen ist eben verschieden.
Die Heilige Messe beginnt. Papst Benedikt XVI. hat Platz genommen. Unser Erzbischof Robert Zollitsch begrüßt Seine Heiligkeit. Dann ertönt die Stimme des Heiligen Vaters; ich höre diese Stimme so gerne; sie strahlt so viel Ruhe aus, absolute Demut, Bescheidenheit und Ehrfurcht vor Gott. Ich bin zutiefst berührt wie immer, wenn ich diese Stimme live hören darf, die Stimme des Nachfolgers Petri, die Stimme meines Heiligen Vaters, der so viel zu tun hat mit meinem spirituellen Werdegang, der mit mir das Vaterland teilt, der meine Sprache als Muttersprache spricht, mit dem zusammen ich schon zweimal in Rom, damals als Lektorin, dienen durfte. Mein heutiger Dienst als Kommunionhelferin ist mein dritter gemeinsamer Dienst mit Papst Benedikt. Gott, welche Ehre lässt DU mir da zu Teil werden! Ich danke DIR aus tiefstem Herzen!
Nach dem Angelus folgt der große Auszug der Geistlichkeit. Fast steril und verlassen wirkt die große Altarinsel auf der gerade jenes große Ereignis stattgefunden hatte, das mir den nächtlichen Schlaf raubte. Noch liegt der Atem des Heiligen Vaters in der Luft und ich atme ihn ganz bewusst ein, versunken in die nähere Betrachtung des geheiligten Ortes.
Begegnung mit vielen Gleichgesinnten, gemeinsames Beten mit Papst Benedikt XVI., erfüllt sein vom Heiligen Geist, umkehren, heimkehren, den Alttag füllen mit dem Erlebten, dankbar sein, todmüde und überglücklich...