Mehr als 30 Jahre lang gab es mein privates Gesangsstudio in meiner Geburtsstadt Karlsruhe. Meine Geburtsstadt war nie wirklich meine Heimatstadt. Dass ich ihr 60 Jahre lang treu blieb, hatte eher praktische Gründe: mein Studio befand sich im Haus meines Großvaters, später meiner Mutter. Miete zahlte ich hier auch, doch konnte ich meinen geliebten Beruf im quasi "eigenen" Haus doch relativ unbehindert ausüben; keine Mieter, die sich an der ewigen Singerei gestört hätten ... Meine Nachmieter sind ein mir bekanntes Musiker-Ehepaar mit inzwischen 2 Kindern, was die Wohnungssuche keineswegs leichter macht. - So singt und musiziert es weiter in diesem Haus, Gott sei Dank, und zwei süße Kinder fühlen sich mit ihren Eltern hier so richtig wohl ...
Meine Ausbildung zur staatlich geprüften Gesangspädagogin absolvierte ich an der Karlsruher Musikhochschule, mein anschließendes Aufbaustudium in Würzburg bei Prof. Kammersängerin Ingeborg Hallstein. Abschluss mit dem Staatsexamen für Lied, Oratorium und Konzertgesang. Nebenbei Besuch der jeweiligen Opernschulen. - Sprecherziehung war ebenfalls immer ein mir wichtiges Thema. Eine perfekte Basis für meine heutigen Lektorendienste in der Kirche ...
atmen und singen ...
Beides ist für jedermann erlernbar.
Ein geschulter Atem ist lebens- und gesundheitsfördernd.
Eine gute Stimmtechnik erspart dem Sänger beispielsweise die Heiserkeit nach einer langen Chorprobe. Mit der Zeit gelingt es, sich immer besser im Notentext zu orientieren. Ebenso werden die Treffsicherheit der Töne und ihre Intonation zunehmend Fortschritte machen.
Auch die Sprechstimme kann dabei profitieren, denn Singen wie Sprechen geschieht mit ein und derselben Stimme.
Körper - Seele - Stimme ...
Nach so vielen Jahren Berufspraxis als Gesangspädagogin, in denen ich versucht habe, einen eigenen Weg des Singen Lehrens zu suchen und zu finden, einen Weg, der in erster Linie das Wohl des Menschen im Blick hat und weniger dessen sängerische Karriere, jetzt plötzlich entdecke ich, dass das, was meine persönliche Unterrichtserfahrung mich lehrte, einen ganz offiziellen Namen hat: Integratives Stimmtraining®. Romeo Alavi Kia hat diese Unterrichtsform begründet und so benannt. Seit 2000 ist dieser Name gesetzlich geschützt. Alavi Kia hat all die Erkenntnisse zu Papier gebracht, die ich selbst im Laufe meines Unterrichtens erfahren durfte, wie z.B.: Es gibt keine Altersbegrenzung im eigentlichen Sinn, um hobbymäßig mit dem Singen zu beginnen.
Auch gibt es keine wirklich unmusikalischen Menschen; allein das Maß der Begabung entscheidet, in wie weit musikalische Förderung Früchte trägt und welche.
Singen ist eine ganzheitliche Tätigkeit, die den ganzen Menschen einbezieht. Ein Mensch, der seelisch und körperlich im Lot ist, hat die beste Ausgangsposition für einen gelingenden Ton.
Da Singen hauptsächlich körperliches, von der Natur so veranlagtes Funktionieren ist, sollte es dem Körper so gut wie möglich gehen, wobei körperliches und seelisches Wohlbefinden Hand in Hand arbeiten.
Authentizität ist wichtig: zu sich stehen; sich so sehen, wie man ist mit allen Vor- und Nachteilen, Talenten und Defiziten. - In sich stehen, denn Singen ist eine Art seelischer Striptease. - Authentizität ist das nicht berechnete und nicht berechnende Sein eines Menschen so, wie Gott ihn sieht. Nicht umsonst gab Romeo Alavi Kia seinem ersten Buch den Titel: „Stimme – Spiegel meines Selbst“ (Aurum, ISBN 978-3-89901-297-2). Die Lektüre dieses Buches hat mich fasziniert und bestätigt zugleich. Es ist kein Buch, das den Anspruch erhebt, eine bestimmte Gesangstechnik zu vermitteln, was per Buch ja auch überhaupt nicht möglich ist, sondern es möchte den Menschen vorbereiten auf die Arbeit mit der Stimme. - In einem weiteren Buch „Die Musik des Körpers“ (Aurum, ISBN 978-3-89901-182-1) beschäftigt sich der Autor noch intensiver mit der Funktion des Körpers beim Singen und der „Demaskierung“ des Kehlkopfes, in dem der so genannte Stimmapparat sitzt. Jede Art von körperlicher und seelischer „Maskierung“ bewirkt einen negativen Einfluss auch auf die Stimme. Beste Chancen für gelingende Töne bieten sich dem, dem es gelingt, Körper und Seele mit seiner Stimme in Einklang zu bringen und ein Ganzes zu erzielen, das in seiner Komplexität fähig ist, zu funktionieren.
Das so genannte Idealbild von Singen und Stimme hat sich zeitgemäß immer wieder gewandelt. Unserem heutigen Gesangsstil liegt das italienische Klangideal des 16. Jahrhunderts zu Grunde, aus dem heraus sich im 19. Jahrhundert der so genannte deutsche und der französische Gesangsstil entwickelten. Der berühmte italienische Gesangslehrer Giovanni Battista Mancini (18.Jh) legte vor allem Wert auf die Lockerheit der Kehle, warnte vor jeglicher Art des Forcierens bei dem Versuch, die Register zu „verschmelzen“, d.h.: die Stimme sollte klingen wie aus einem Guss, ohne jegliche Brüche an den Register-Übergängen. Nach diesem Klangideal wurde ich selbst ausgebildet und ich unterrichte auch nach dieser italienischen Schule, die für meine Begriffe die am natürlichsten gewachsene ist. Der italienische Gesangsstil hat sich bewährt und bis heute erhalten, während die für mich unnatürlichen Veränderungen in der Gesangstechnik in Frankreich und Deutschland des 19.Jahrhunderts (z.B. bewusstes Tiefstellen des Kehlkopfes um die Stimme abzudunkeln) einen Eingriff in die von der Natur veranlagte körperliche Funktion darstellen, die die Stimme unnötig strapazieren. Eine gesunde Stimm-Entwicklung braucht vor allem Zeit und Geduld. Beides passt nicht mehr so recht in die Hektik und Schnelllebigkeit unseres Heute.
So ist es der Luxus eines privat unterrichtenden Gesangspädagogen, sowie all seiner Schüler, für die Singen „nur“ ein Hobby ist, dass beide Seiten sich Zeit und Geduld gönnen dürfen. - Integratives Stimmtraining braucht Zeit, braucht Geduld, denn man beschäftigt sich mit dem ganzen Menschen: Er ist Träger des Sing-Instruments; ein nicht gut disponierter Träger ist unfähig, ein gut disponiertes Instrument zu tragen. Erst wenn Träger und Instrument in der Balance sind, wenn die Symbiose stimmt zwischen Körper, Seele und Stimme, werden sich Zufriedenheit und Wohlbefinden beim singenden Menschen einstellen. Selbstakzeptanz und Selbstwertgefühl steigen, der Mensch lernt sich und sein Inneres besser kennen, vielleicht sogar lieben. Im Alltag kann das zu einen sichereren Auftreten führen, das dem Menschen nicht selten ganz neue berufliche und private Perspektiven eröffnet.
Das Wohlbefinden von Körper und Seele hängt für mich sehr eng mit Spiritualität, Glaube und Religion zusammen. Schauen Sie dazu in meine Homepage: www.glaube-im-alltag.weebly.com
ein guter Weg ...
Singen ist etwas Ganzheitliches, d.h. der ganze Mensch tut es. Die Stimme an sich ist lediglich ein Teil dieses Ganzen. So versuche ich stets den ganzen Menschen wahrzunehmen mit all seinen Freuden, Sorgen und Bedürfnissen.- Das persönliche Gespräch nimmt einen hohen Stellenwert ein. Schließlich ist gegenseitiges Vertrauen die Basis für ein harmonisches und erfolgreiches Zusammenarbeiten.- Wir lernen miteinander und voneinander.- Die eigene Persönlichkeit bildet sich dabei ebenso, wie ein gesundes Selbstbewusstsein.
"Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit" (Koh 3,1 EÜ2016)
Gemäß dieses Leitsatzes aus dem Weisheitsbuch Kohelet, fällt es mir relativ leicht, loszulassen, Schlusspunkte zu setzen, denn alles ist "Windhauch" (vgl. Koh 1,1)
Dass Wandlungs-Prozesse meist auch Krisen-Prozesse sind, weiß ich nicht erst seit jener Predigt, in der jene Aussage kürzlich auftauchte. Ohne meine Krankheit Ende 2013 würde ich möglicherweise immer noch in Karlsruhe sein, im selben Haus, wie ich es 60 Jahre lang praktizierte. Doch mit einem Schlag war plötzlich alles anders, und nichts, wie es zuvor war. Krisen bieten die Möglichkeit zur Bereitschaft für etwas Neues, noch Undefiniertes, auf das ich mich voller Gottvertrauen einzulassen wage ...
So habe ich einen dicken Schlusspunkt gesetzt, habe den Ort gewechselt, mein Leben, ohne das Gewesene über Bord zu werfen, denn es sind 60 Jahre gelebtes und größtenteils geliebtes Leben. - Das Gesangsstudio ist Geschichte, und der dazu gehörende Internet-Auftritt (sing-und-atem-weise.weebly.com) ebenso - PUNKT!!!